Geschichte

Erinnerung an Fritz Wischer

Im September 2011 verstarb Fritz Wischer, langjähriger Vorsitzender der Flugsportgemeinschaft Soest.
Die Geschichte der Flugsportgemeinschaft Soest e.V. und die des Soester Flugplatzes sind geprägt durch seinen unermüdlichen Einsatz. In den ersten Jahren nach dem Krieg flog der Verein zunächst am Flugplatz Werl. Fritz Wischer setzte sich ein, um in der Nähe von Soest ein geeignetes Gelände zu bekommen. Er bemühte sich erfolgreich in der Folge um gute Kontakte zu den Kanadiern bzw. später zu den Engländern, die ebenfalls auf dem Platz zu Hause waren.
 Die immer wieder stattfindenden Flugtage gehen auf seine Initiative zurück. Ebenfalls auf sein Konto geht es, dass er die Zukunft des Platzes nach dem Abzug der Briten gesichert hat.
Mehr als dreißig Jahre war er erster Vorsitzender der Flugsportgemeinschaft und stand auch später noch mit Rat und Tat zur Seite. 
Unvergessen bleibt für uns sein Tandemsprung im Jahre 1990. Mit 68 Jahren kommentierte er live über Funk seinen eigenen Sprung.
 Letztes fliegerisches Highlight für ihn war der Flug in einem Bücker Doppeldecker.
Fritz Wischer wird im Kreise der Flieger vom Lohner Klei in lebendiger Erinnerung bleiben.

Die Anfänge des Fliegens in Soest

Die ersten Anfänge des Fliegens in Soest liegen ziemlich im Dunkeln.
Es ist bekannt, dass der erste Flugverein schon 1919 gegründet wurde und ein Schaufliegen vor dem Ulricher Tor unternahm. Diese Vorführungen standen allerdings unter einem schlechten Stern, weil zwei angemeldete Maschinen nicht kommen konnten, eine weitere bei der Landung einem Baum am Hiddingser Weg zum Opfer fiel und die letzte verbleibende Maschine nach einem Schaden an einer Verstrebung repariert werden musste.
In der Zeit zwischen 1933 und 1945 spielte die Fliegerei in Soest keine Rolle. Allenfalls der von deutschen Luftwaffe genutzte Militärflughafen im nahe gelegenen Werl sei an dieser Stelle erwähnt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 war zunächst nicht daran zu denken, wieder zu fliegen. Vieles war zerstört und die nötigsten Dinge zum Leben mussten mühsam beschafft werden. Außerdem war durch die Alliierten jede Betätigung in Vereinen verboten und das Besatzungsstatut untersagte auch jedes Fliegen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erste Versuche, wieder in die Luft zu kommen

Dennoch trafen sich schon bald einige ältere Flieger wieder. Man tauschte Erlebnisse aus und träumte davon, wieder anfangen zu können. Flieger trafen sich in der Rhön, so am Todestag von Otto Lilienthal im Jahre 1950. In diesem Jahr nahm der Deutsche Aero-Club seine Tätigkeit wieder auf. Dies ließ auch Soester Flieger aktiv werden, die im August 1950 die „Interessengemeinschaft Segelflug“, den Vorläufer der Flugsportgemeinschaft Soest, gründeten. Die Gründung war von der englischen Stadtkommandatur gebilligt, obwohl das Fliegen selbst noch verboten blieb. Zu den Gründern gehörten unter anderem: Fritjof Schütz (1. Vorsitzender), Karl Geisbe (2. Vorsitzender und Fluglehrer), Erich Nitz (Kassenwart), Erweiterter Vorstand: Herr Schechter, Herr Nicksch, Herr Dr. Mentz. Karl Rosenkranz, später lange Jahre der Kassenwart, Walter Boguslawski und Fritz Wischer, die auch heute noch zur Flugsportgemeinschaft gehören, waren auch bei diesen ersten Treffen dabei.

Modell weist bei Umzug auf das Flugverbot hin

In mühsamer Arbeit ging die Gruppe zunächst daran, ein Flugmodell zu bauen, das in einem Stacheldrahtverhau eingezwängt war. Alle Materialien mussten selbst beschafft werden und finanziell war kaum etwas möglich. Dieses Modell wurde, auf ein Dreirad montiert, bei dem 100-jährigen Eisenbahnjubiläum in Soest mitgeführt. Damit sollte auf das Besatzungsstatut hingewiesen werden, welches das Fliegen unmöglich machte.

Unterkunft für Werkstatt und Unterricht auf dem Strabag-Gelände

Die Segelflieger erhielten auf dem Strabag-Gelände eine steinerne Bauhütte, die sie für ihre Arbeiten an Modellen, einer Motorseilwinde und einem geplanten Segelflugzeug nutzen konnten.
Außerdem wurde dort schon sehr bald einmal wöchentlich Unterricht in Meteorologie und Aerodynamik abgehalten.
Das Fliegen war noch immer verboten, aber es war zu erwarten, dass die Einschränkungen fallen würden: Doch erst ab 1952 durfte wieder Segelflug betrieben werden.

Doppelraab als erster Doppelsitzer in Soest

Es wurde weiter gebaut, inzwischen in der Gärtnerei Lübke. Dort entstand ein Doppelsitzer, der Doppelraab. Damals war es eines der modernsten doppelsitzigen Segelflugzeuge. Heute mutet es etwas seltsam an, dass der Lehrer etwas erhöht, direkt hinter dem Schüler saß und den verlängerten Knüppel, wenn es sein musste, oberhalb ergreifen konnte. Durch die Doppelsitzerschulung, die mit dem neuen Flugzeug im Juni 1955 begann, wurde mehr Sicherheit in der Ausbildung möglich und nach und nach verschwand der einsitzige Schulgleiter aus dem Flugbetrieb.

Mit dem SG 38 die ersten Starts auf dem Werler Flugplatz

Mit viel Elan und Einsatz schafften es die Segelflieger, bis 1953 einen Schulgleiter (SG 38) zu bauen, der dann Ende April zum ersten Mal auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Werl flog. In Werl flogen mehrere Gruppen, da es nicht ganz einfach war, ein Gelände zugelassen zu bekommen. Deshalb waren alle Gruppen froh, auf dem noch nicht wieder genutzten Platz eine zumindest vorläufige Bleibe gefunden zu haben.

Ein eigener Flugplatz

Daneben bemühte sich der Vorstand – inzwischen war Fritz Wischer der erste Vorsitzende – um einen eigenen Flugplatz in der Nähe von Soest. Denn die belgischen Streitkräfte wollten den Werler Platz für ihre Zwecke nutzen. 1955 gab es die ersten Verhandlungen über ein Gelände im Lohner Klei (damals noch westlich der Straße von Lohne nach Enkesen) und kamen schließlich im Dezember mit einer Genehmigung zum Abschluss. Ab Juni 1956 konnte dort geflogen werden.